Mittwoch, 12. August 2009

3. Woche


Was Bibi nicht mitbekam:



Als Elaine Sonntag Morgen ihren Vater besuchte, um nach dem Rechten zu sehen, erzählte er ihr, daß er Gernot Lutzenbacher kennengelernt habe. Gernot und seine Familie seien am Vorabend auf Hof Riverview am Zypressenweg 10 eingezogen.

"Ich arbeitete grade im Garten. Da kam er vorbeispaziert", sagte Norman. "Und als ich ihn freundlich grüßte, sagte er, ich solle ihn nicht so von der Seite her ansprechen. Besser für die Aussicht wäre es, wenn ich meine Lama-Beine ins Haus schwingen würde. Stell dir vor!"




Sonntag Morgen traf ich mich mit Hunter im "Park der einsamen Weide". Seit wir uns zum ersten Mal geküsst hatten waren erst ein paar Stunden vergangen. Aber mir kam es wie eine halbe Ewigkeit vor. Als ich ihn sah, sprang ich ihm gleich in die Arme.







Er schlug vor, daß wir gemeinsam Angeln sollten. Sofort schnappte er sich seine Angel.....





.....und hatte - schwuppdiwupp - gleich den ersten Fisch gefangen. Er war wirklich ein Naturtalent!



Damit sich unsere Angelschnüre nicht verfingen, stellte ich mich mit der Angel, die Hunter für mich mitgebracht hatte, auf die andere Seite des kleinen Sees. Leider verließ mich schon nach wenigen Minuten die Geduld.

Ich hatte Hunger und so grillte ich für uns einige Hotdogs. Das war - zumindest heute - definitiv eher mein Ding!




Erst als es langsam dunkel wurde, verabschiedeten wir uns. Es war ein wunderbar romantischer Tag gewesen und ich war mir sicher, daß Hunter keinen Augenblick an Meadow im Bikini gedacht hatte.




Was Bibi nicht mitbekam:



Elaine hatte ihren Freund Fred am Abend nach der Arbeit zum Essen im Imbiß eingeladen. Ihr Chef hatte sie darum gebeten, doch mal jemanden mitzubringen, um den Imbiß in weiterem Kreis bekanntzumachen. Beim Essen erzählte Fred, daß er bei der Tombola im Lebensmittelgeschäft eine tolle Duschwanne gewonnen hatte. Und jetzt würde er gerne seine alte Dusche verkaufen. Ob Elaine sie sich nicht mal ansehen wolle.




Am Abend rief Elaine mich von der Arbeit aus an. Ihr Freund Fred habe eine Dusche zu verkaufen. Eine Dusche konnten wir sehr gut gebrauchen. Immer das Hin und Her zur Sporthalle wäre uns auf Dauer zu viel geworden. Und wenn wir so Geld sparen konnten.....

Also fuhr ich gleich zu den Brauns rüber und sah mir die Dusche an.




Gut, die Farbe gefiel mir nicht. Aber das würde sich mit ein wenig Lack ändern lassen. Über den Preis wurden Fred und ich uns schnell einig.





Gleich telefonierte ich mit Hunter und er half mir, die Dusche in seinem P328 nach Hause zu schaffen.




Was Bibi nicht mitbekam:



Montag Morgen ging Elaine mit ihrem Vater zu den Lutzenbachers. Sie wollte sich vorstellen und nachfragen, was es mit dem Gespräch zwischen Norman und Gernot auf sich habe.

Leider war aber niemand zu Hause. Was aber irgendwie auch ganz gut war. Denn Norman war mal wieder in ganz anderen Gefilden unterwegs.




Endlich wurde ich wieder befördert! Ich war jetzt Arbeitsmagd. Mit dem Begriff konnte ich nun eigentlich gar nichts anfangen. Aber sicherlich würde ich jetzt das Exerzieren lernen, was zwar langweilig ist, aber unabdingbar auf meinem Weg zur Astronautin. So war eben der militärische Weg.

























Elaine hatte mich auf der Arbeit angerufen und mir erzählt, daß ihr Vater nicht sehr nett von Gernot Lutzenbacher - einem unserer neuen Nachbarn - behandelt worden war. Sie wollte Gernot zusammen mit Norman zur Rede stellen, leider sei aber niemand da gewesen.

Ich versprach, nach der Arbeit bei den Nachbarn vorbeizusehen, mich vorzustellen und bei der Gelegenheit das Gespräch auf diese Sache zu bringen.

Zusammen mit Hunter klopfte ich abends bei Lutzenbachers an.



Die Dame, die uns öffnete war Eulalia, die Schwester von Gernot. Sie lud uns gleich ins Haus ein.

Wir plauderten ein wenig. Dann brachte ich das Gespräch auf Gernot, der leider nicht zu Hause war. Ich informierte Eulalia über das, was zwischen Gernot und Norman geschehen war. Gleich brauste sie auf, das könne gar nicht sein. Ihr Bruder sei wohlerzogen! Er würde niemals älteren Personen respektlos begegnen! Und wenn das so gewesen wäre, dann hätte er sicherlich einen Grund dazu gehabt. Sie selbst habe Norman auch schon gesehen und er habe auf sie einen mehr als sonderlichen Eindruck gemacht.

Was glaubte diese Person eigentlich, wer sie war? Die ganze Zeit streckte sie ihre arrogante Nase in die Luft! Die Worte flogen nur so zwischen uns hin und her, denn jetzt konnte auch ich nicht mehr an mich halten.

Das Ende vom Lied war, daß wir zwei schon nach wenigen Minuten hoffnungslos zerstritten waren.

Ich wollte nur noch nach Hause. Ich suchte Hunter, aber der hatte sich schon aus dem Staub gemacht. Feigling!





Komplett erschlagen von diesem unguten Abend fiel ich ins Bett.



Was Bibi nicht mitbekam:


Als Elaine nach Hause kam, schnarchte Bibi schon so laut, daß sie beschloss, heute mal nicht in diesem Bett zu übernachten.


Stattdessen radelte sie zum Gemeindegarten und schlief auf der Liege. So würde sie am nächsten Morgen gleich etwas Gemüse ernten können.



Am frühen Dienstag Morgen "stolperte" ich im Wohnzimmer über Elaine. Sie wirkte sehr unzufrieden auf mich und erzählte mir, daß sie schlecht geschlafen habe und ihr die alten Tapeten tierisch auf die Nerven gingen. Ich berichtete ihr von meinem Streit mit Eulalia und daß ich trotzdem in dieser Nacht wie ein Baby geschlafen hatte. Aber das mit den Tapeten konnte ich bestens nachvollziehen.





Was Bibi nicht mitbekam:


Während des Frühstücks ging Elaine ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf: es mußte dringend renoviert werden, sonst würde sie schon bald wieder zu ihrem Vater ziehen!



Gleich radelte sie los in die Stadt. Irgendwo mußten doch Tapeten und Farbe aufzutreiben sein!



Nach dem Einkauf im Supermarkt fragte sie vor dem Laden nach einem Baumarkt. Eine junge Frau erklärte ihr genau den Weg: Richtung Lama-Gedächtsnisstadion, dieses links liegen lassen, den Feldweg entlang und dann den Hügel hinauf. Dort sei der Baumarkt "Hornriver" mit einer tollen Auswahl an Tapeten und guten Preisen.

"Morgen habe ich frei", dachte Elaine. "Dann werde ich dorthin fahren und Tapeten für die Küche aussuchen. Bibi übernimmt das Bad und Schlafzimmer und Wohnzimmer werden wir gemeinsam renovieren."





Heiho! Ich war heute schon wieder befördert worden. Jetzt war ich Truppenleiterin. Na, das hört sich doch schon nach etwas an. Und mit meiner schicken (naja) Uniform ist mir der Respekt meiner Untergebenen sicher!





Was Bibi am nächsten Morgen nicht mitbekam, weil sie noch selig schlummerte:


Elaine radelte schon früh los zum Baumarkt. Das Fahrrad ließ sie am Fuß des Hügels stehen, denn der Weg war doch zu steil.



Mit einem geliehenen kleinen Fahrradanhäger schaffte sie die Tapetenrollen nach Hause. Bibi war nicht mehr da. Wahrscheinlich war sie zum Training gefahren. "Um so besser", dachte Elaine. "Dann ist die neue Küche eine Überraschung für Bibi. Hoffentlich gefällt ihr die Tapete".






Ich konnte es gar nicht glauben: Elaine hatte die ganze Küche tapeziert! In einem freundlichen Gelb-Orange. Das waren die richtigen Farben um morgens fröhlich den Tag zu beginnen. Was wir dann am Donnerstag auch gleich taten. Sie hatte im Baumarkt nämlich sogar noch einen Tisch und zwei Stühle gekauft, die sie am Abend mit Fred abgeholt hatte.




Nach dem Frühstück - Donnerstags habe ich ja frei - fuhren wir mit dem Taxi zum Einrichtungshaus Am Wasserturm. "Sei kein Wurm: kauf bei Wasserturm."


Beflügelt von der neuen Küchentapete hatten wir uns nämlich entschlossen, unser mittlerweile Erspartes für neue Einrichtung auszugeben.

Wir kauften einen zusätzlichen Sessel, ein Sofa und ein neues Bücherregal für das Wohnzimmer. Für den alten Sessel erhielten wir etwas Stoff, um ihn passend beziehen zu können.


Für die Küche fanden wir einen zusätzlichen Schrank, der zu unseren alten passte. Wir würden sie nur farblich an den neuen angleichen müssen.


Im Badezimmer gab es ein neues Waschbecken.


Und ein neues Bett und eine Kommode für das Schlafzimmer.


Hunter würde alles abends für uns abholen.






Wieder zu Hause angekommen trommelten wir Fred und Hunter zusammen, damit sie uns beim Renovieren helfen würden. Norman hatte von seinem Garten aus den Trubel vor unserem Haus mitbekommen und wollte ebenfalls helfen.




Aber das Erste, was Norman fragte, war, wann es denn etwas zu essen geben würde. Wir waren noch nicht einmal reingegangen, hatten noch nicht einmal angefangen zu arbeiten!




Auch Fred hatte scheinbar Hunger. Auch er fragte gleich nach Essen. Na, das waren mir die richtigen Helfer!




Und Hunter hatte nichts besseres zu tun, als sich über die Tapete im Wohnzimmer lustig zu machen.




Damit er gleich locker anfangen konnte, verpasste ich ihm noch eine Massage.





Die Massage hatte ihn wohl angespornt: er wirbelte nur so durch das Wohnzimmer und hatte im Nullkommanichts mit Fred den neuen Boden verlegt und tapeziert.


"Du hast da noch Farbe im Gesicht", sagte ich und wischte sie ihm weg.




Norman hatte die ganze Zeit in der Küche gesessen und in dem Buch "Renovieren leicht gemacht" geschmökert, das er mitgebracht hatte. Sehr hilfreich!


Bevor er wieder losmeckern konnte machte ich mich daran, meine "weltberühmten" Hotdogs zuzubereiten.




Hunter hatte uns seinen alten Grill mitgebracht und geschenkt. Und so stand ich ganz alleine im Garten und grillte. Was für eine Wohltat! Diese Ruhe nach all dem Trubel!




Nach dem Essen machten wir uns daran, als Letztes das Schlafzimmer zu renovieren.

Und als die anderen das Zimmer verlassen hatten, bekam Hunter von mir für seine Hilfe einen zärtlichen Kuss.











Am Abend fuhr er dann mit Fred noch ein paar Mal mit seinem Wagen hin und her, um uns unsere Möbel zu bringen.




Und Norman tat zur Abwechslung auch mal was Nützliches und montierte unser neues Waschbecken.




Nach diesem anstrengenden Tag muß ich am Freitag auf der Arbeit dermaßen schlapp und abgespannt ausgesehen haben, daß Sherman mir schon um 10 Uhr freigab.


Ich radelte zur Sporthalle, um mich mit Schwimmen ein wenig zu entspannen. Als ich kurz oben im Trainingsraum vorbeischaute, sah ich dort Adalbert Lutzenbacher beim Training. Ich sah ihm ein bißchen zu und grinste vor mich hin. Das sah doch zu lustig aus!





Aber die Sache mit Lutzenbachers und Norman lag mir immer noch schwer im Magen. Ich beschloss, Adalbert darauf anzusprechen. Vielleicht konnte man mit ihm reden.


Ich salutierte vor ihm, um gleich eine freundliche, respektvolle Ebene zu erreichen.



Er nahm das aber leider als Provokation auf und fing gleich an, rumzupampen: Ich solle doch bloß nicht so tun..... Und er habe ja schon von seiner Schwester gehört, was ich für Eine wäre..... Und überhaupt.....


Ich sprach ihn darauf an, daß Gernot Norman als Lama bezeichnet hätte und fragte ihn, ob er wohl glauben würde, daß das die richtige Art wäre, einem älteren Herrn zu begegnen.








Und - mal wieder - gab ein Wort das andere. Und schon wieder hatte ich mir einen Feind gemacht.


Sind die denn alle gleich in dieser Familie?





Trotz dieses Ärgernisses entspannte ich mich etwas beim Schwimmen. Und dann fasste ich den Entschluss, mit dem Übeltäter direkt zu reden.


Ich radelte zum Haus der Lutzenbachers und traf dort auch Gernot vor der Tür.


"Mein lieber Herr Gernot", sagte ich. "Mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie ein wenig mit dem Vater meiner Freundin aneinander geraten sind. Wahrscheinlich hatten Sie einen schlechten Tag. Ich bin sicher, Sie hatten das mit dem Lama nicht so gemeint. Sicher haben Sie doch von Ihrer Mutter eine gute Erziehung genossen und entschuldigen sich jetzt bei dem Herrn."


Leider hatte ich meine Rechnung ohne Gernot gemacht. Er schrie mich gleich an: "Ich habe mich für gar nichts zu entschuldigen. Eher müßte der Alte sich bei mir entschuldigen, daß er mir mit seinem Anblick den Tag versaut hat!"


"Dann werde ich mich eben jetzt an ihre Frau Mutter wenden", sagte ich.






Im Haus traf ich dann auf Franz Josef, dem Vater der Familie. Ich plauderte ein wenig mit ihm über die Vorzüge von gesundem Gemüse. Ich wollte ja nicht wieder gleich einen Streit anfangen.



Nach einer Weile beschwerte ich mich bei ihm über seinen Sohn Adalbert. Ganz geknickt stimmte er mir zu, daß er da eine Familie voller Snobs um sich herum habe. Er habe die Hoffnung schon aufgegeben, daß das nochmals anders werde. Sie seien alle gleich, mit denen könne man nicht reden.





Nachdem wir noch etwas geplaudert hatten, salutierte ich zum Abschied. Ich hatte doch tatsächlich in dieser schrecklichen Familie einen Freund gefunden!






Was Bibi nicht mitbekam:


Elaine war heute Abend zur Zutaten-Vorkosterin befördert worden. Lauter leckere Häppchen probieren und dafür auch noch Geld verdienen! Das waren Super-Aussichten.





Froh über die nette Begegnung mit Franz Josef aber auch mal wieder todmüde fuhr ich nach Hause. Eigentlich wollte ich gleich ins Bett.....



.....aber in der Küche traf ich Elaine. Sie erzählte mir, daß sie zur Zutaten-Vorkosterin befördert worden war und schwärmte mir gleich von ihrem neuen Aufgabengebiet vor.


"Naja, was soll´s", dachte ich mir. "Morgen habe ich frei, da kann ich ausschlafen." Und so stießen wir noch mit einem Piccolo auf Elaines Beförderung an.




Nachdem ich am Samstag ausgeschlafen hatte, radelte ich zum Lesesaal, um dort mal wieder ein wenig Schreiben zu üben oder auch in das eine oder andere Kochbuch zu sehen.


Agatha Lutzenbacher war auch dort und so sprach ich sie an: "Liebe Frau Lutzenbacher. Ich bin sicher, Sie haben einen guten Einfluß auf Ihren Sohn Gernot. Könnten Sie ihn denn nicht überreden, sich bei Herrn Joy wegen der Lama-Geschichte zu entschuldigen?"


Aber auch mit ihr war nicht zu reden. Sie schrie mich an, ich wäre auf dem falschen Dampfer, wenn ich glaubte, ich könne mich in ihre Familienangelegenheiten einmischen...... Und ihr sei nicht entgangen, daß ich versucht hätte, mich bei ihrem Gatten einzuschleimen..... Und überhaupt.....


Naja, ich hatte es wenigstens versucht!





Später plauderte ich mal wieder ein bißchen mit Franz Josef. Es stellte sich heraus, daß er nicht nur das Interesse an frischem Gemüse mit mir teilte. Die Planeten, die mich so in ihren Bann gezogen hatten, waren auch sein Hobby!



Im Internet habe er schon viele Informationen über das Thema gefunden.



Dieser Mann war einfach unglaublich. In seinem Alter noch so vielseitig interessiert! Sicher, manchmal war er etwas mürrisch. Aber das mußte ja an seinem Familienleben liegen.


"Franz Josef", sagte ich, "Du bist wirklich ein sympathischer älterer Herr. Ich mag dich!"




Aber bei Gernot genügte mal wieder ein einziger Blick.





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